Lauterbach gegen neuen Lockdown – für mehr 2G-Regeln

Veröffentlicht am 4. September 2021 um 12:09

Berlin (dpa) - SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach fordert strengere Corona-Regeln in bestimmten Lebensbereichen. „Besonders bei Clubs, Restaurants und Kneipen, also dort, wo Superspreading-Ereignisse möglich sind, müssen wir strenger werden“, sagte er dem Portal „Business Insider“.

Wenn die Zahlen weiter so stiegen, müsste man vermehrt 2G einführen, „je früher, desto besser“. Nur so sei es möglich, die Infektionskurve zu senken. „Einen weiteren Lockdown halte ich nicht für notwendig“, sagte Lauterbach. „Die einzige Frage ist, wann und wo kommt 2G. Anders kriegt man die Zahlen nicht nach unten.“

Auch der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen setzt auf solche Verschärfungen: „Angesichts der steigenden Zahl an Patienten in den Kliniken und auch auf den Intensivstationen brauchen wir flächendeckend 2G-Maßnahmen, um die Fallzahlen und die Hospitalisierungsrate runter zu drücken.“ Um einen Lockdown für alle Menschen zu vermeiden, brauche es mehr Schutzmaßnahmen bei ungeimpften Erwachsenen. Diese wären vermeidbar gewesen, wenn im Sommer die 3G-Regeln konsequent umgesetzt worden wären, sagte Dahmen: „Bis heute ist 3G eine politische Fiktion, die kaum effektiv kontrolliert wird. So lässt sich die vierte Welle nicht bremsen.“

Der Grünen-Politiker fordert neue, einheitliche Maßnahmen: „Deutschlandweit 3G-Regeln für alle Indoor-Aktivitäten bis zu einem Schwellenwert der Inzidenz von 50. Darüber gilt 2G. Zur Kontrolle wird die Corona-Warnapp genutzt - und auch nur diese akzeptiert.“ Betriebe sollten zudem nachweisen müssen, ob und wie viel sie kontrollieren, so Dahmen. In Italien sei das schon gängige Praxis. Hoffnung, dass seine Forderungen bei der Großen Koalition Gehör finden, hat Dahmen wenig: „Die Bundesregierung hat sich komplett verrannt. Sie gibt sich sehr viel Mühe, den Ernst der Lage zu verschleiern und sich im Wahlkampf wegzuducken“, sagte er.

„Man hat wohl gehofft, dass man die Dinge laufen lassen kann und es vor der Wahl schon nicht so schlimm wird. Aber jetzt zu sagen: Die Schulen sollen offen bleiben, niemand soll eingeschränkt werden, es darf aber auch niemand krank werden, aber eine Impfpflicht wollen wir auch nicht - das ist realitätsfern und zeigt wie unehrlich die Bundesregierung immer wieder Dinge versprochen hat, die absehbar gemeinsam nicht einzuhalten waren.“ Fakt sei, dass nun die Inzidenzen und die Einweisungen in die Krankenhäuser wieder steigen.

„Wir haben jetzt leider erneut eine so ernste Situation, über harte Maßnahmen diskutieren zu müssen.“